In diesem Interview spricht Michael Wagener, Technischer Leiter des Projektmanagements bei AK Industry, über die Bedeutung einer sicheren Arbeitsumgebung beim Laserschweißen mit einem Fokus auf Deutschland und Europa. Das in Bayern ansässige Unternehmen AK Industry spielt eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung von Sicherheitsstandards in der europäischen Laserindustrie.

Können Sie sich und AK Industry kurz vorstellen?
Michael Wagener: AK Industry mit Sitz im bayerischen Bad Wörishofen ist einer der größten Anbieter von handgeführten Laserschweißsystemen in Europa. Als Partner von THEO Laser Inc. für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) haben wir gemeinsam ein Laserschweißsystem entwickelt, das speziell auf die lokalen Anforderungen zugeschnitten ist und höchste Sicherheitsstandards erfüllt.
Wir sind Laserexperten und bieten Konzepte und Lösungen für die Industrie in den Bereichen Laserschneiden, Laserschweißen, Lasermarkieren und Laserreinigen - sowohl für handgeführte als auch für automatisierte Verfahren zum Reinigen und Schweißen. Besonderen Wert legen wir auf praxisnahe, sichere und effiziente Lösungen für unsere Kunden. Derzeit beschäftigen wir 17 Mitarbeiter und arbeiten mit aktiven Handelspartnern in der gesamten DACH-Region zusammen.
Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen beim Laserschweißen und bei der Sicherheit am Arbeitsplatz?
Michael Wagener: Gerade im Bereich des handgeführten Laserschweißens gibt es viele sicherheitsrelevante Aspekte zu beachten, unter anderem die Schutzausrüstung und das Arbeitsumfeld. Wir unterstützen unsere Kunden von der ersten Beratung bis zur endgültigen Implementierung der Geräte und stehen ihnen als Partner zuverlässig und praxisnah zur Seite, um einen sicheren und effizienten Einsatz der Laser zu gewährleisten.
Apropos Arbeitsumgebung - wie wichtig ist sie für den sicheren Betrieb einer Laserschweißanlage?
Michael Wagener: Sie ist extrem wichtig. Deshalb macht der Gesetzgeber hier klare Vorgaben. Alle Vertreiber müssen sich ausnahmslos an die gleichen Sicherheitsstandards halten, was wir voll unterstützen und umsetzen.
Für viele Unternehmen bedeutet dies, bestehende fügetechnische Prozesse zu überdenken und die Arbeitsumgebung entsprechend umzugestalten. Wir begleiten diesen Wandel aktiv und arbeiten eng mit den örtlichen Behörden und Institutionen zusammen, um die notwendigen behördlichen Sicherheitszertifizierungen zu erhalten. Unser Ziel ist es, Gefährdungspotenziale zu minimieren und Worst-Case-Szenarien unter allen Umständen zu vermeiden.
Was sind die größten Sicherheitsrisiken, denen Unternehmen beim Einsatz von Laserschweißsystemen ausgesetzt sind?
Michael Wagener: Für die meisten Nutzer wirken der Laserstrahl und die von ihm ausgehende Gefahr abstrakt. Licht, das man weder hören noch sehen kann, erscheint auf den ersten Blick harmlos - aber genau darin liegt die Gefahr. Schon eine kurzzeitige Exposition durch unkontrollierte Reflektionen in der Umgebung kann erhebliche Schäden verursachen. Wie bei herkömmlichen Schweißverfahren besteht auch beim Laserschweißen die Gefahr von Augen- und Hautschäden. Beim Laserschweißen - insbesondere bei Lasern der Klasse IV - bestehen jedoch zusätzliche Risiken: Während beim Lichtbogenschweißen vor allem die Hornhaut durch UV-Strahlung geschädigt werden kann (Verblitzen), kann der hochintensive Laserstrahl tief in das Auge eindringen und die Netzhaut irreversibel schädigen.
Hier kommt unsere Kompetenz ins Spiel. Wir liefern gezielte Informationen über das Gefahrenpotenzial direkt an den Betreiber, denn nur durch regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen können Risiken minimiert und ein sicherer Umgang mit der Technik gewährleistet werden.
Wie sollte der ideale Arbeitsplatz für das Laserschweißen aussehen?
Michael Wagener: Der Gesetzgeber macht klare Vorgaben für eine lasersichere Umgebung. Grundsätzlich muss sichergestellt sein, dass der Bediener in einem geschützten Bereich arbeitet und dass Umstehende nicht durch Laserstrahlung gefährdet werden. Eine Laserschweißzelle oder ein separater Raum mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen ist der Schlüssel zu einem sicheren Arbeitsplatz. Dazu gehören:
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Zweikanaliger Türkontaktschalter - verhindert die Aktivierung des Laserstrahls bei geöffneter Tür (DIN EN 60825-1)
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Laserwarnleuchte - signalisiert, wenn der Laser in Betrieb ist (DIN EN 60825-1)
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Schutzfenster/Laserschutzwände - schirmen gefährliche Laserstrahlung zuverlässig ab (DIN EN 60825-4)
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Absaugsystem - reduziert die Schweißdämpfe und schützt die Atemwege des Bedieners
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Beleuchtung - unterstützt präzises Arbeiten und reduziert Fehler
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Warnschilder (DIN EN 60825-1) - an jedem Eingang, mit Informationen über den Laser, mögliche Gefahren und persönliche Schutzausrüstung (PSA)
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Feuerlöscher
Darüber hinaus sollte auf Folgendes geachtet werden:
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Optimale Positionierung des Bedieners - die Laserquelle ist vom Körper weg gerichtet und er steht immer hinter der Schweißpistole
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Verwendung von PSA: vollständig, intakt und den europäischen Normen entsprechend (z. B. Laserschutzbrille nach DIN EN 207 - mehr Infos hier)
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Laservorhänge als Raumalternative - sie sorgen für eine flexible Abschirmung des Arbeitsbereiches bei mobilen Schweißanwendungen (DIN EN 12254)
Zusätzlich müssen Laserbearbeitungsmaschinen und handgeführte Lasergeräte die DIN EN ISO 11553-1 oder DIN EN ISO 11553-2 erfüllen, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.
Lüftung ist ein großes Thema - wie wichtig sind moderne Absauganlagen und die richtige Filtertechnik?
Michael Wagener: Moderne Absauganlagen spielen eine entscheidende Rolle für die Sicherheit beim Laserschweißen. Doch mehr ist nicht immer besser - eine intelligente Absaugung (gezielt, sensor- und bedarfsgesteuert, energieeffizient, überwacht) rückt immer mehr in den Fokus. Ein oft übersehener Aspekt ist die richtige Frischluftzufuhr. Viele Absaugsysteme konzentrieren sich nur auf die Beseitigung von Rauch und Partikeln, ohne für eine ausgewogene Luftzufuhr zu sorgen. Ein zugfreies, gut abgestimmtes Ab- und Zuluftsystem ist unerlässlich, um eine stabile Luftqualität zu erhalten und unerwünschte Luftverwirbelungen zu vermeiden.
Ebenso wichtig ist die Filtertechnik: Während wirksame Absaug- und Filtersysteme beim MIG- oder WIG-Schweißen Standard sind, wird ihr Einsatz beim Laserschweißen oft vernachlässigt. Doch auch beim Laserschweißen entsteht lungengängiger Staub, der tief in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten verursachen kann. Dieser Staub kann auch die Sauberkeit der Bauteile, die Funktionalität der Maschine und die Stabilität der Schweißnaht beeinträchtigen.
Wie beim WIG-Schweißen sollten auch beim Laserschweißen die Richtlinien der TRGS 528 zum Erfassen und Filtern von Gefahrstoffen an der Quelle sowie die Anforderungen der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) an moderne Absaug- und Filteranlagen konsequent eingehalten werden.
Welche Rolle spielen die richtige Beleuchtung, die Raumgestaltung und ergonomische Faktoren für die Sicherheit am Arbeitsplatz?
Michael Wagener: Beim Laserschweißen ist eine ausreichende und gut platzierte Beleuchtung unerlässlich. Im Vergleich zum konventionellen Schweißen ist das Schmelzbad viel kleiner und erzeugt viel weniger sichtbares Licht, was die Sicht für den Bediener erschwert. Gleichzeitig erfordert der schnelle Prozess eine hohe Bewegungskoordination. Schlecht beleuchtete Umgebungen können daher nicht nur zu Qualitätsproblemen und Nacharbeit führen - was sich auf die Mitarbeiterzufriedenheit und die Produktionskosten auswirkt -, sondern auch das Risiko von Stolperfallen oder Unfällen erhöhen.
Raumgestaltung und Ergonomie (stabile Werkstückpositionierung, verstellbare Arbeitsplätze, freie Wege) spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Sicherheit und Effizienz des Schweißprozesses. Trockenübungen vor der eigentlichen Arbeit sind eine bewährte Methode, um die Ergonomie der Arbeitsposition zu testen und sicherzustellen, dass der Bediener die Bewegungen optimal ausführen kann.
Welche technischen Lösungen gibt es heute, um die Sicherheit in der Schweißumgebung weiter zu verbessern?
Michael Wagener: Laserschutz wird in der Industrie seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Moderne Lösungen setzen auf eine Kombination aus intelligenten Sensoren, automatisierten Sicherheitsmechanismen und moderner persönlicher Schutzausrüstung:
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Sensorgestützte Überwachungssysteme
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Luftqualitätssensoren zur Beurteilung der Luftqualität und Steuerung der Filtertechnik
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Abstandssensoren an der Optik zur Sicherstellung des richtigen Abstands zwischen Laser und Werkstück und zur Vermeidung von Fehlfokussierungen
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Sensoren zur Messung von Streustrahlung oder Reflexionen
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Aktive Laserschutzelemente, wie z. B. Laserschutzwände mit Detektionssystemen, die eine direkte Exposition erkennen und Schutzmechanismen auslösen, die in eine SPS (speicherprogrammierbare Steuerung) integriert sind
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Intelligente PSA, z. B. Laserschutzhelme mit integrierter Absaugung
Wie kann die Digitalisierung dazu beitragen, die Sicherheit am Arbeitsplatz weiter zu verbessern?
Michael Wagener: Die Digitalisierung ermöglicht es uns, Maßnahmen mit Hilfe von Sensoren und automatisierten Systemen zu überwachen und zu bewerten, um Gefahren in Echtzeit zu erkennen und darauf zu reagieren - sei es durch Warnsignale oder automatische Abschaltungen. Doch trotz des technischen Fortschritts ist es entscheidend, dass Mitarbeiter und Vorgesetzte diese Maßnahmen täglich umsetzen.
Welche Entwicklungen oder Trends sehen Sie in der Zukunft für eine "Sichere Arbeitsumgebung" beim Laserschweißen?
Michael Wagener: Die Zukunft sicherer Arbeitsumgebungen beim Laserschweißen wird von intelligenten, bedienerfreundlichen Sicherheitskonzepten geprägt sein, die selbstständig Gefahren erkennen und sofort Gegenmaßnahmen einleiten. Diese werden sich weiter im Markt etablieren, auch in Bereichen, die bisher nicht an ihren Einsatz gedacht haben. Dabei setzen sie schon heute einen Standard, der sowohl von den Verantwortlichen als auch von den Bedienern verstanden wird.
Wie oft sollten Sicherheitskontrollen durchgeführt werden, um das Arbeitsumfeld konstant sicher zu halten?
Michael Wagener: Die Sicherheit beim Laserschweißen erfordert regelmäßige, strukturierte Kontrollen. Das beginnt mit der täglichen Überprüfung von Sicherheitsfunktionen wie dem Türkontaktschalter, aber auch die Kontrolle des Strahlengangs und der Schutzgläser sollten zur täglichen Routine eines Bedieners gehören. Auch eine ständige Kontrolle auf Ordnung und Sauberkeit sollte in den Arbeitsalltag integriert werden.
Welche Rolle spielt die Mitarbeiterschulung bei der Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen?
Michael Wagener: Schulungen, wie die in der Laserschutzverordnung geforderte jährliche Unterweisung, müssen ein fester Bestandteil des Arbeitsschutzes sein. Sie sollten sich aber nicht auf die Mitarbeiter beschränken, die in der Zelle direkt am Schweißprozess beteiligt sind. Was nützt die beste Unterweisung, wenn die Kollegen in der Umgebung nichts davon wissen? Auch die Abteilungs- oder Geschäftsleitung sollte über Maßnahmen und sichere Anwendungen im Detail informiert sein, denn nur gelebte Praxis kann im Betrieb aktiv umgesetzt werden.
Wenn Sie den Unternehmen nur einen einzigen wichtigen Tipp für ein sicheres Arbeitsumfeld beim Laserschweißen geben könnten, wie würde dieser lauten?
Michael Wagener: Setzen Sie auf Expertenwissen und bewährte Konzepte. Sicherheit beim Laserschweißen erfordert fundiertes Fachwissen - auf keinen Fall sollte man sich an Alibaba oder TEMU wenden. In einer individuellen Beratung kann das Arbeitsumfeld erläutert, Herausforderungen besprochen und eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt werden. Die Zusammenarbeit mit einem Anbieter ebnet einen sicheren Weg, reduziert Unfallrisiken und Ausfallzeiten und spart dabei noch Geld.
Besuchen Sie uns unter THEO Akademie
Wenn Sie sich eingehender über die Sicherheit beim Laserschweißen informieren möchten, besuchen Sie unsere Online-Kurse unter THEO Academy. Unsere Kurse sollen Ihnen das Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, die Sie benötigen, um eine sichere und effiziente Laserschweißumgebung zu schaffen.